Rhetorik 5: Welches Deutsch sprechen wir?
Tipps&Tricks für erfolgreiche Kommunikation
Haben Sie auch schon kurz vor Ihrem Auftritt erfahren, dass die Konferenzsprache «übrigens Hochdeutsch» ist? Da stehen Sie nun, haben das Referat perfekt in Ihrem Dialekt eingeübt – und müssen ad hoc ins Hochdeutsch wechseln.
Ad hoc zu übersetzen ist eine Herausforderung
Wahrscheinlich wird auch Ihr Publikum merken, dass Sie im Hochdeutschen nicht stilsicher sind: Wer sich in Mundart vorbereitet, dem rutschen schnell Dialektformulierungen dazwischen.
Das Umgekehrte ist nicht weniger unangenehm: Sie haben Ihr Referat in Hochdeutsch geübt, können dieses stilsicher frei halten – und da erfahren Sie vor Ort, dass Dialekt angesagt ist. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden Sie jetzt hochdeutsche Formulierungen in Ihren Dialekt mischen – möglicherweise suchen Sie sogar händeringend um die korrekte Formulierung in Mundart.
Klären Sie die Sprache sofort
Deshalb sollten Sie, sobald Sie für einen Auftritt zusagen, die Frage der Sprache regeln. Denn das Hochdeutsche und unsere Schweizer Dialekte unterscheiden sich deutlich voneinander – durch Wörter, Fälle (Genitiv), Zeitformen (Imperfekt, Futur) und zum Teil sogar Satzstellungen.
Schreiben Sie im Falle einer Rede in Mundart spezielle Wörter von Beginn weg in Ihrem Dialekt auf. Sollten Sie Ihre Rede episch ausformulieren, so tun Sie dies im Dialekt – damit Sie Nebensätze mit den richtigen Ausdrücken verbinden und keinen Sprachenmix aus Schweizer- und Hochdeutsch von sich geben.
Die freie Rede bringt entscheidende Vorteile
Gerade bei Reden in Mundart bewährt sich das freie Reden mit Redehilfen doppelt: Indem Sie aus den Stichworten ganze Sätze in Ihrem Dialekt formulieren, machen Sie folgende häufig gehörten Fehler nicht:
- Heruusforderig (statt korrekt: Useforderig)
- de Maa, dä Du geschter troffe hesch (statt korrekt: de Maa, wo Du geschter troffe hesch)
- Er wohnt in Winterthur (statt: Er wohnt z Winterthur).
- … uufmache, um usezfinde
(statt korrekt – je nach Dialekt:
… uufmache, zum usefinde …
… uufmache, für usezfinge …)
Mehr zu den einzelnen Schritten in den nächsten Beiträgen:
- Rhetorik 1: Die mündliche Kommunikation und ihre Eigenheiten
- Rhetorik 2: Das Nonverbale sagt weit mehr als viele Worte
- Rhetorik 3: Von der Unmöglichkeit, Schachteln akustisch zu entpacken
- Rhetorik 4: Seien Sie so frei – sprechen Sie frei!
- Rhetorik 5: Welches Deutsch sprechen wir?
- Rhetorik 6: Reissen Sie mit – von Beginn weg
- Rhetorik 7: Der Schlusssatz verdient besondere Aufmerksamkeit!
- Rhetorik 8: Die nonverbale Kommunikation ist nicht (nur) zufällig
- Rhetorik 9: Ein überzeugender Auftritt will vorbereitet sein
- Rhetorik 10: Reden Sie nicht für sich, sondern für das Publikum
- Rhetorik 11: Haben Sie Mut zur (Denk‑)Pause
- Rhetorik 12: Nutzen Sie Ihre Hände
- Rhetorik 13: Das Podiums-Paradox
zum nächsten Beitrag: Rhetorik 6: Reissen Sie mit – von Beginn weg