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Leichte Sprache

Gezielt einfach formulierte und spezifisch dargestellte Texte, die auch Menschen mit Sprachniveau A1 oder A2 verstehen. Demgegenüber richtet sich die «Einfache Sprache» an Leser*innen mit Sprachnievau A2–B1.

Basis der Leichten Sprache ist das Regelwerk des deutschen Vereins Netzwerk Leichte Sprache. Bei der Leichten Sprache geht es um sprachliche Merkmale, nicht um inhaltliche Reduktion – sie basiert insbesondere auf folgenden Massnahmen:

  • Wort-Ebene
    • Einsatz allgemein bekannter, leicht verständlicher Wörter
    • Erklärung nicht geläufiger (Fach-)Begriffe mittels Beispielen
    • konsequente Verwendung desselben Worts für dieselbe Sache
    • Verzicht auf Fremdwörter, Fachbegriffe, Abkürzungen, Metaphern
    • Verzicht auf mehrdeutige Begriffe (z. B. Gericht, Bank, Kurs)
    • gezielte Trennung langer Wörter (Komposita) mittels Mediopunkt (z. B. Hygiene·Regeln)
    • Annäherung an den Dialekt (z. B. Velo statt Fahrrad)
    • Verzicht auf Genitiv – stattdessen «von + Dativ» verwenden
    • Vermeiden von Prozentzahlen und hohen Zahlen – stattdessen «(sehr) viel» resp. «(sehr) wenig verwenden
    • klares Benennen von Subjekt resp. Objekt anstelle (missverständlicher) Pronomen («Die Mutter hat die Tochter angerufen» statt «Sie hat sie angerufen.»)
  • Satz-Ebene
    • sehr kurze Sätze (5–7 Wörter)
    • neuer Satz = neue Zeile
    • ausschliesslich Hauptsätze
    • konsequenter Satzaufbau «Subjekt – Prädikat – Objekt»
    • positiv statt Verneinungen («Bleiben Sie bis zum Ende vom Treffen.» statt «Sie sollten nicht vor Ende des Treffens gehen.»
    • aktiv statt passiv («Vielleicht sind Sie krank. Dann gehen Sie zum Arzt.» statt «Es sollte der Arzt aufgesucht werden, wenn man krank ist.»
  • Text-Ebene
    • logischer Textaufbau – insbesondere auch chronologisch (was vorher ist / getan werden muss, dem in der Folge Erledigten / zu Erledigenden voranstellen)
    • wenn möglich Formulierungen in Präsens – im Falle der Vergangenheit Perfekt (statt Imperfekt/Präteritum)
    • gezielter Einsatz aussagekräftiger Überschriften/Titel
    • gezielte Wiederholung wichtiger Informationen (gezielte Redundanz)
  • Gestaltung
    • Einsatz gut lesbarer Schriften: keine Serifen! eindeutige Buchstaben (z. B. klare Unterscheidung zwischen I (grosses i) und l (kleines L)
    • grosse Schrift (z. B. Arial: mind. 14 Punkt)
    • starke Kontraste (dunkle Schrift auf hellem Hintergrund – keine Hintergrundbilder/‑muster)
    • Verzicht auf VERSALIEN
    • gezielte fette Hervorhebung wichtiger Informationen/Wörter
    • höherer Zeilendurchschuss (bis ma. 1,5-fach)
    • gezielter Umbruch: neue Zeile für jeden neuen Satz, Zusammengehörendes auf dieselbe Zeile setzen
    • Texte durchgehend linksbündig im Flattersatz
    • gezielter Einsatz von Aufzählungen (Bullet Points)
    • aussagekräftige, erklärende Illustrationen

Zielgruppe der leichten Sprache sind:

  • Menschen mit Lernschwierigkeiten
  • gehörlose Menschen
  • Menschen nicht-deutscher Muttersprache
  • Menschen mit geringem Bildungsniveau
  • Menschen mit Demenz
  • Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigung
  • Schnell- resp. Flüchtig-Leser*innen (z. B. Surfer*innen!)

In Deutschland beträgt der Anteil Menschen mit Sprachniveau A1 oder A2 ca 20 % der Bevölkerung – in der Schweiz dürfte die Situation ähnlich sein.